Sources:
Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover, Eduard Bodemann, 1891
Correspondance de Madame duchesse d'Orléans (1891), translated by Ernest Jaeglé
Above: Elisabeth Charlotte, princess of Pfalz-Simmern and duchess of Orléans, painted after Pierre Mignard.
Above: Sophia, Electress of Hanover, painted by Michel Jean.
The letter:
St. Germain den 14. December 1676.
E. L. bitte ich demütigst umb verzehung, daß ich in so langer ewiger zeit meine schuldigkeit mitt schreiben nicht abgelecht habe.. Erstlich zu Versaille, alwo wir den gantzen tag zu thun hatten, denn morgents biß umb 3 nachmittags waren wir auff der jagt, darnach, wan wir von der jagt kommen, so kleite man sich anders ahn undt gingen 'nauff zum spiel; dorten blieb man biß umb 7 abents; von dar ging man zum nachteßen, vom nachteßen zum bal, welcher biß 3 uhr morgendts wehrte, undt dan zu bett. Drumb laß ich E. L. selbsten gedencken, ob ich dortten zeitt zu schreiben gehabt habe; nachdem ich aber hieher bin kommen, hab ich alle tage antworten wollen, aber allemahl ist waß dazwischen kommen, insonderheit verdrießliche visiten, die mich mein fall, so ich vom pferde gethan, auff den halß gezogen, welche histori ich E. L. doch verzehlen muß. Wir hatten schon einen haßen gefangen und eine elster geflogen, derowegen ritten wir allgemach schritt vor schritt; mich deüchte, daß mein rock nicht recht unter mir war, drumb hilte ich stille undt bückte mich, umb mich zurecht zu setzen, undt in dem augenblick, daß ich in der postur bin, steht ein haaß auff, welchem alle nach jagen, und mein pferdt, welches die andern jagen sieht, will auch hernach undt springt auff ein seit, also daß ich, die schon halb auß dem sattel war, fundt mich durch dießen sprung gantz auff ein seitt, ergrieffe in aller eyll den sattelknopf undt behilte den fuß im steigbügel, in hoffnung, mich wider in den sattel zu heben; aber indem ich den sattelknopf ergreiffe, entfelt mir der zügel. Jch rieff einen, der vor mir war, daß er mein pferdt auffhalten solte; dießer aber kam mitt einer alzu großen furie auff mich loß undt machte also meinem pferdt bange, welches aber nicht faull war, sondern sich gar baldt auff eine andere seitte wentte undt durchginge. Jch aber hilte mich feste so lang ich merckte undt sahe, daß die andere pferde nah bey mir waren; sobaldt ich mich aber alleine sahe, ließ ich mich algemach loß undt auff die grüne blousse fallen, undt dießes [ist] so glücklich abgangen, daß ich mich Gott sey danck nicht das geringste wehe gethan habe. E. L., die unßern König so sehr admiriren, daß er mir so woll in meinem kintsnöhten beygestanden, werden ihn dan noch auch woll lieb haben in dießer rencontre, denn er war selber der erste bey mir so bleich wie der todt, undt ob ich ihm schon versicherte, daß ich mir gar kein wehe gethan undt nicht auff den kopff gefallen were, so hatt er doch keine ruhe gehabt, biß er mir selber den kopff auff alle seitten visitirt undt endtlich funden, daß ich ihm wahr gesagt hatte; hatt mich selber hir in mein cammer geführt undt [ist] noch etlich zeitt bey mir blieben, umb zu sehen, ob ich auffs wenigst nicht taumblich were.. Jch muß sagen, daß der König mich noch täglich mehr gnade erweist, denn er spricht mir überall zu, wo er mich ahntrifft, undt lest mich jetzt alle Sambstag hollen, umb medianosche mitt ihm bey mad. de Montespan zu halten. Dießes macht auch, daß ich jetzt sehr à la mode bin, denn alles was ich sage undt thue, es sey gutt oder überzwerd, das admiriren die hoffleütte auch dermaßen, daß, wie ich mich jetzt bey dießer kälte bedacht, meinen alten zobel ahnzuthun, umb wärmer auff dem halß zu haben, so lest jetzt jederman auch einen auff dieß patron machen undt es ist jetzt die gröste mode; welches mich woll lachen macht, denn eben dießelben, so jetzt dieße mode admiriren undt selber tragen, haben mich vor 5 jahren dermaßen außgelacht undt so sehr mitt meinem zobel beschrieen, daß ich ihn seiderdem nicht mehr hab ahnthun dörffen. So gehts hir bey dießem hoffe zu, wenn die courtisans sich einbilden, daß einer in faveur ist, so mag einer auch thun was er will, so kan man doch versichert sein, daß man apropirt werden wirdt, hergegen aber, wan sie sich das contrari einbilden, so werden sie einen vor ridicule halten, wenn er gleich von himmel kämme. Wolte Gott, daß es sich schicken könte, daß E. L. ein monat etliche hir sein undt dießes leben sehen könten: ich weiß gewiß, E. L. würden offt von hertzen lachen, wir würden aber noch von beßerm hertzen lachen undt lustig sein, wan es auff die manir geschehen könte, wie ich schon so offt gewünschet undt welches nicht schlim vor mein patgen sein solte. Aber apropo von dießer sachen: wir seindt jetzt hier in sorgen wegen eines envoyé von Bayern, denn wir, insonderheit Monsieur fürchtet, daß es ein böß zeichen vor unßere madmoiselle sey.. Jch wolte lieber, daß wir unßer madmoiselle hir behielten, denn außerdem daß es Monsieur dochter ist undt ich ihr daher alles guts wünsche, sondern auch weillen wir jetzt mitt einander gewohnt sein, undt wan die Churprintzes von Bayern madame la dauphine werden solte, dan müste ich gantz neue kuntschafft machen.. Waß ahnbelangt waß man madem. Chevalerie zu Zell gesagt, so will ich E. L. davon sagen alles waß ich weiß undt die rechte warheitt ist. P[rincesse] von Tarante sagte mir, daß mad. de Harburg ihr geschrieben hette undt eine copie geschickt von einer überschrifft, so ihr die fürstin von Ostfrießlandt geschrieben, alwo sie sie alß rechtmäßige hertzogin von Zelle tractiret undt altesse heist. Hirauff hab ich ahn P. von Tarente geantwortet, daß ich hoffte, daß sie dießes exempel nicht folgen würde umb zwey ursachen halben: die erste, weillen mad. de Harburg niemermehr hertzogin von Zelle sein könte undt derowegen ihr dießer titel nicht gehöret, undt zum andern so käme mir auch gar ridicule vor, daß P. von Tarante einer persohn den titel altesse geben solte, so ihr stadsjungfer geweßen undt jederzeit in ihres manns hauß gedienet hatt. Darauff hatt sie mich gefragt, ob ich woll wolte, daß in fall Hertzog Jurg Wilhelm dießes übel nehmen würde, daß sie sagen dörffte, daß ich nicht wolte, daß sie sie als Hertzogin tractire? Darauff hab ich geantwortet, ja, aber mitt dem beding, daß sie auch meine ursachen alegiren möge, undt weitter hab ich gar nichts von dießer sachen gehöret; wan sie etwaß anders hinzu gesetzt oder gesagt, daß ich E. L. namen genehnet, so ist es mitt verlöff met verlöff eine lügen, aber daß ich nicht gewolt, daß sie sie alß Hertzogin tractirte, ist wahr, wie E. L. auß dießer relation sehen... Jch weiß, wan pate einmahl die augen auffgehen werden, so wirdt er selber gestehen, daß ich jetzt recht gehabt habe, denn waß seine persohn ahnbelangt, so ehre ich dießelbe undt hab ihn auch noch alß lieb wie vor dießem, aber das verhindert nicht, daß ich nicht gar woll sehe, daß er in dießem fall einen fehler begehet, worüber er mehr ist außgelacht worden, als ich, wan ich die zott vor keine rechtmäßige Hertzogin erkenne...
Die heüßer hir im lande seindt alle so verquaquelt, daß es eine schande ist, undt ist kaum eines, so seine ahugen zammen bringen könte, drumb würde oncle Rupert beßer thun, etwaß in Teütschlandt zu suchen; aber waß noch beßer were alß alles, ist, wan unßer printz zu Heydelberg unß jetzt alle in unßer meinung betröge undt unß ein halb dutzendt kinder daher setzte; hirauff, weiß ich gewiß, daß E. L. ebenso woll amen sagen undt von ebenso einem gutten hertzen alß wie E. L. mitt ihrem elsten printzen in kindtsnöhten waren...
Partial French translation (from source 2):
Saint-Germain, le 14 décembre 1676.
... Ce qui surtout m'a empêchée d'écrire, ce sont les ennuyeuses visites que je me suis attirées par ma chute de cheval. Il faut que je conte cela à Votre Dilection... Dès que je me vis seule, je lâchai tout doucement le pommeau de la selle et me laissai tomber sur la blousse verte. Tout cela s'est si bien passé que je ne me suis pas fait, grâce à Dieu, le moindre mal. Vous qui admirez tant notre Roi de m'avoir si bien assistée dans mes couches, vous l'aimerez bien aussi en cette rencontre; il a été le premier à me rejoindre, il était pâle comme la mort et j'avais beau lui assurer que je n'avais aucun mal et que je n'étais pas tombée sur la tête, il n'a eu de cesse qu'il ne m'eût visité la tête de tous les côtés et quand enfin il eut trouvé que j'avais dit vrai, il m'a menée lui-même dans ma chambre et est resté pendant quelque temps encore auprès de moi pour voir si je ne serais pas prise d'étourdissements. Il n'est retourné au vieux château que quand je lui eus assuré de nouveau que je ne ressentais pas le moindre mal.
... Je dois dire que chaque jour le Roi se montre plus gracieux à mon endroit, car partout où il me rencontre il m'adresse la parole, et tous les samedis il me fait chercher maintenant pour faire médianosche avec lui chez Mme de Montespan. Cela fait qu'à cette heure je suis très à la mode. Tout ce qui je dis et fais, que ce soit bien ou mal, les courtisans l'admirent au point qu'ayant eu l'idée, par le froid qu'il fait, de mettre ma vieille zibeline pour avoir plus chaud au cou, chacun s'en est fait faire une sur ce patron, et c'est actuellement la très grande mode. Cela me fait bien rire, car ceux-là même qui maintenant admirent cette mode et la portent, se sont tellement moqués de moi il y a cinq ans et ont jeté les hauts cris à cause de ma zibeline que depuis ce temps je n'osais plus la mettre. Il en est ainsi à cette cour: quand les courtisans s'imaginent que vous êtes en faveur, vous pouvez faire tout ce que bon vous semble, vous êtes sûr d'avoir leur approbation; par contre, s'ils s'imaginent le contraire, ils vous tiendront pour ridicule, dussiez-vous descendre du ciel.
... M. de Canaple qui est parti il y a quelques jours pour l'Angleterre m'a dit que l'oncle Robert avait beaucoup d'amitié pour moi. Conseillez-lui donc, ai-je répondu, de se marier, afin que la Palatinat n'échoie pas en partage aux Neubourg... Ici je ne vois personne qu'il puisse épouser: celles qui ont de l'argent ne sont pas d'assez bonne maison...
Partial English translation (my own):
Saint-Germain, December 14, 1676.
... What kept me from writing above all were the boring visits I got from my fall from my horse. I must tell this to Your Lovingness... As soon as I saw myself alone, I slowly let go of the saddle knob and let myself fall on the green lawn. It all went so well that I didn't do myself, thank God, the slightest harm. You who admire our King so much for having assisted me so well in my childbirth, you will also like him very much in this meeting; he was the first to join me, he was as pale as death; and I could assure him that I had no pain and that I had not fallen on my head, he would never have stopped looking at my head from all sides; and when at last he had found that I had spoken the truth, he himself led me to my room and remained with me for some time to see if I had spoken the truth and that I would not feel dizzy. He did not return to the old castle until I reassured him that I did not feel the slightest pain.
... I must say that every day the King shows himself more gracious towards me, because wherever he meets me he speaks to me, and every Saturday he now makes me look for to do médianosche with him and Madame de Montespan. This makes me very à la mode at this hour. Everything that I say and do, whether it is good or bad, the courtiers admire him to the point that having had the idea, by the cold that it is, to put on my old sable to warm my neck, each has had one made on this pattern, and it is currently the very great fashion. It makes me laugh, because even those who now admire this fashion and wear it laughed at me so much five years ago and screamed because of my sable, so since then I dared not put it on anymore. That's how it is at this court: when the courtisans imagine that you are in favour, you can do whatever you want, you are sure to have their approval; on the other hand, if they imagine the opposite, they will consider you ridiculous, even if you descend from heaven.
... Monsieur de Canaple, who left for England a few days ago, told me that Uncle Rupert was very fond of me. "Advise him, therefore", I replied, "to marry, so that the Palatinate does not fall into the Neuburgs' share"... Here I do not see anyone he can marry: those ladies who have money are not of very good houses...
Notes: blousse = pelouse.
P[rincesse] von Tarante = Emilie of Hesse-Kassel.
Monsieur de Canaple = Charles III, marquis de Créquy, duc de Foix-Créquy.
Uncle Rupert = Prince Palatine Rupert.
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