Source:
Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover, Eduard Bodemann, 1891
Above: Elisabeth Charlotte, princess of Pfalz-Simmern and duchess of Orléans, painted by Louis Ferdinand Elle the Younger.
Above: Sophia, Electress of Hanover, painted by Michel Jean.
The letter:
St. Clou den 22. Augusti 1674.
Wan meine wünsche wahr könten werden, so möchte ich E. L. princesgen, mein patgen, lieber mons. le dauphin, alß meinem sohn wünschen, denn das ist ein beßer bißen undt were es eben recht im alter undt E. L. müsten jetzunder noch eine dochter bekommen undt die dan ahn meinen elsten sohn gehen; weillen ich aber glaube, daß gegen die zeit daß E. L. dießen brieff entpfangen werden, es woll ahn dem sein wirdt, daß E. L. einen sohn oder dochter haben undt ins kintbett sein werden, so will ich E. L. vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß ich von hertzen wünsche, daß E. L. glücklich niderkommen mögen. Gott gebe, daß unßer princes zu Heydelberg auch einmahl ahnfangen möge, unßern gutten exempel zu folgen, zuforderst aber ist ihnen zu wünschen, daß uns Gott den gutten frieden wider verleyen wolle, denn sonsten würde der pap in der gutten Pfaltz gar theuer werden, wan mons. de Turene noch mehr kühe wegnehmen solte, welches aber, wie ich verhoffe, pate nun woll wehren wirdt.
Jn dißem augenblick rufft man mir, umb 'nunder zu gehn, denn der König, Königin undt mons. le dauphin wollen mich in durchfahren besuchen; sie kommen von Paris, alwo man heütte das Te Deum gesungen wegen der schlagt, so mr. le prince gewonnen, denn er hatt des princen von Oranien arièregarde geschlagen undt alle die bagage undt viele gefangene bekommen; unter dißen seindt leütte, so ich kene, alß graff Walratt von Nassaw undt graff von Solms. Alle dieße sachen seindt schön undt gutt, aber teütsch herauß zu sagen, so were mir ein gutter frieden lieber, alß diß alles, denn wan wir den hetten, so käme unßere gutte Pfaltz undt papa zu ruhe undt ich könte alßdan vielleicht hoffnung bekommen, E. L. einmahl wider mündtlich zu versichern, wie daß ich bin undt biß in todt verbleibe...
With modernised spelling:
St. Cloud, den 22. Augusti 1674.
Wann meine Wünsche wahr könten werden, so möchte ich Euer Liebden Prinzesschen, mein Patchen, lieber Monsieur le Dauphin, als meinem Sohn wünschen, denn das ist ein besser bissen und wäre es eben recht im Alter und Euer Liebden müsten jetztunder noch eine Tochter bekommen und die dann an meinen ältesten Sohn gehen; weilen ich aber glaube, dass gegen die Zeit dass Euer Liebden diesen Brief empfangen werden, es woll an dem sein wirdt, dass Euer Liebden einen Sohn oder Tochter haben und ins Kindbett sein werden, so will ich Euer Liebden vor diesmal nichts mehr sagen, als dass ich von Herzen wünsche, dass Euer Liebden glücklich niederkommen mögen. Gott gebe, dass unser Princes zu Heidelberg auch einmal anfangen möge, unsern guten Exempel zu folgen, zuforderst aber ist ihnen zu wünschen, dass uns Gott den guten Frieden wieder verleien wolle, denn sonsten würde der Pap in der guten Pfalz gar teuer werden, wann Monsieur de Turenne noch mehr Kühe wegnehmen solte, welches aber, wie ich verhoffe, Pate nun wohl wehren wirdt.
In diesem Augenblick ruft man mir, um 'nunder zu gehen, denn der König, Königin und Monsieur le Dauphin wollen mich in durchfahren besuchen; sie kommen von Paris, alwo man heute das Te Deum gesungen, wegen der Schlacht, so Monsieur le Prince gewonnen, denn er hatt des Prinzen von Oranien arrière-garde geschlagen und alle die bagage und viele Gefangene bekommen; unter diesen sein Leute, so ich kenne, als Graf Walratt von Nassau und Graf von Solms. Alle diese Sachen sein schön und gut, aber Deutsch heraus zu sagen, so wäre mir ein guter Frieden lieber, als dies alles, denn wann wir den hätten, so käme unsere gute Pfalz und Papa zu Ruhe; und ich könte alsdann vielleicht Hoffnung bekommen, Euer Liebden einmal wieder mündlich zu versichern, wie dass ich bin und bis in Tot verbleibe...
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