Source:
Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans an die Kurfürstin Sophie von Hannover, Eduard Bodemann, 1891
Above: Elisabeth Charlotte, princess of Pfalz-Simmern and duchess of Orléans, painted by Louis Ferdinand Elle the Younger.
Above: Sophia, Electress of Hanover, artist unknown.
The letter:
St. Clou den 30. Augusti 1676.
Die ursachen, so mich ahn schreiben verhindert, seint, daß, weillen ich meinen 8. monat zu Versaillen volzogen undt jetzt, da ich in meinem 9. bin, vor drithalb monat hir hocken muß, so hab ich nicht anders thun können, alß ein wenig fleißiger alß ordinari bey J. M. dem König undt der Königin zu bleiben undt ihnen in den promenaden undt commedien zu folgen, auch gantzen nachmittags droben bey ihrem spiel zu bleiben, weillen sie sagen, daß, wan ich mit meinen leütten auch dorten bin, daß es mehr air de cour hat, auß welcher ursachen dieß spiel nachmittags meistentheils ist ahngestelt worden. Mein kleiner de Chartre hat mir große ängsten eingejagt, denn weillen ich so unglücklich geweßen undt den elsten verlohren, ist mir gleich angst. Monsieur hatt, seitterdem er wider auß der armée kommen, zwey oder drey attaquen von einer unerhorten migraine sambt einen starcken husten gehabt, welchen ich in der zeitt nicht woll habe quittiren mögen. Auß dießem allen werden E. L. ersehen, daß keine faulheitt ahn meinem langen verschieben ursach ist. E. L. sage ich gantz gehorsamsten danck vor den part, so E. L. genohmen in der freüde, so ich gehabt habe über Monsieur glücklichen ahnkunfft auß der armée, wünsche hergegen von grund meiner seellen, daß ich E. L. baldt eben selbiges compliment über oncle undt unßern elsten prinzen ahnkunfft bey E. L. machen möge, undt daß J. L. beyderseits mitt eben so viel lurbeeren gekrönet nach hauß kommen mögen, alß Monsieur. Jch bin sehr E. L. meinung, daß die lorbeercron beßer stehet, alß diejenige, womitt die meisten weiber hir im landt ihre männer crönen. Jch habe dem König noch nicht gesagt was E. L. mir von J. M. schreiben wegen daß oncle auff der andern parthey ist.., jedoch erster tagen, wan es apropo kompt, muß ichs dem König auch einmahl sagen. Ob er sichs zwar nichts mercken lest, so glaube ich doch, daß er sich ein wenig jetzt in die finger beist, daß er des dicken flegels ratt gefolgt undt die herren nicht beßer menagirt hatt, aber ich hoffe, daß, wan ihm die augen einmahl recht auffgehen werden, so wirdt er es dießen apostel auch nicht gutt heißen. Jch möchte wünschen, daß dießer dicke wanst, umb es wider gutt zu machen, den heüraht machen müste mitt mein patgen undt mr. le dauphin. Jch habe Monsieur gesagt, daß E. L. den dauphin mehr vor unßere madmoisell alß vor die bayerische churprintzes wünschen; dießes hatt ihm über die maßen woll gefahlen, denn das ist der gröste gefahlen, so man ihm erweißen kan, wan man ihm das sagt, auch seitterdem sicht er mich niemahls ahn E. L. schreiben ohne mir hundert complimenten vor E. L. ahnzubefehlen... Weillen dießer brief woll der letzte sein wirdt, so ich vor meinem kintbett werde schreiben können, so wirdt er vor 2 oder 3 passiren müßen. Jch bin nun 10 tag in meinem 1sten monat undt habe hir schon mad. de Robinet bey mir, welche offt von E. L. spricht; sie hatt mir woll zuvor gesagt, daß mad. de Harbourg ihr kintbett nicht woll ablauffen würde. Es kompt mir eben vor wie das mergen vom milchbott, welches eine fraw auffm kopff trug undt so viel ahnschläge machte, wan sie ihre milch verkaufft hette, undt hernach mitt dem pott in den met verlöff met verlöff treck fiel, also ist es mad. de Harbourg auch mitt ihrem messias ergangen. Aber ich dencke, daß es auch einmahl zeitt ist, daß ich dießen brieff schließe...
Jch hette schir noch waß nohtwendiges vergeßen, nehmlich daß Valiac sich verheürattet undt meine prophezeyung wahr worden, daß kaken vor die lieffte gangen. Wan die gutte Hinderson mir hette glauben wollen, were ihr dießes nicht so sehr zu hertzen gangen..
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